In Videospielen bezeichnet das Clipping den Vorgang zweier Meshobjekte deren Volumen sich überschneidet. „The Great Clipthrough“ präsentiert den Kunstbetrachter als Figur, die mithilfe dieses Glitches durch den Ausstellungsraum blickt und sich dadurch außerhalb des Rezipierbaren befindet. Dabei werden Ausstellungsstrukturen aufgebrochen, Räume erweitert und die Landschaft hinter dem begehbaren Raum präsentiert sich von ihrer unzugänglichen, untexturierten Seite. Die dadurch resultierende Umgebung weißt nur noch entfernt Ähnlichkeiten zum Ausstellungsort auf. Als einzige visuelle Konstante und Verweis auf die Wirklichkeit bleiben die auf einen Würfel projizierte Himmeltextur (Skybox) und niedrig aufgelöste (Low poly-) Objekte, die durch Ihre Entfernung zum Betrachter, diesem ein komplexes Gebiet suggerieren. Die Arbeit thematisiert den Negativraum des Ausstellungsortes. Gesichter treten transformiert aus den Wänden heraus. Scheinbar willkürlich findet man das Antlitz der Skulptur an verschiedenen Orten innerhalb und außerhalb des Ausstellungsraums.

 

Die Figur ist durch ein Kabel am Hinterkopf mit einem Monitor verbunden und kommuniziert mithilfe eines Videos mit der Außenwelt. Eine 3D-Animation zeigt in einem Loop, ähnlich eines Tutorials den Vorgang des Clippings. Die Skulptur selbst befindet sich in einer Transformation. Das Antlitz wird mittels Lowpolygonoptik digitalisiert und korrumpiert. Dabei löst sich die Figur mehr und mehr auf, die Form wird abstrahiert und läuft in den Ausstellungsraum. Der Präsentationsort wird zum gesamtheitlichen Kunstobjekt: Die Figur in ihrer klassischen Betrachterpose, mit verschränkten Armen auf dem Rücken und gebeugter Haltung, verweist auf die Symbiose zwischen Kunstobjekt, Ausstellungsort und Besucher.